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Bricht jemand bewusstlos zusammen, überprüft der Helfer am besten zuerst, ob die Person noch atmet. Währenddessen verständigt ein anderer Helfer den Notruf unter der Nummer 112. Foto: Frank Schemmann/ Johanniter

Bei Erster Hilfe kommt es auf jede Minute an

Von Sabine Meuter Es passiert schnell und unvermittelt: Ein Kind blutet nach einem Unfall, ein Erwachsener kippt einfach um, jemand erleidet einen Herzinfarkt an seinem Schreibtisch. Die Umstehenden sind entsetzt – und meist auch wie gelähmt. Dabei ist keine Zeit zu verlieren.Wenn jemand zusammenbricht, geht es häufig um Leben und Tod. Jeder muss in einer solchen Situation fit darin sein, Erste Hilfe zu leisten. „Es kommt auf jede Minute an“, sagt Kersten Enke. Der Diplom-Gesundheitslehrer ist Leiter des Bildungsinstituts Hannover der Johanniter- Akademie.Umstehende müssen rasch Erste Hilfe leistenViele fürchten, etwas falsch zu machen – und verständigen allenfalls über die Nummer 112 den Rettungsdienst. Doch das ist nicht genug. „Umstehende müssen sehr schnell Erste Hilfe leisten“, betont Jan-Thorsten Gräsner, Direktor des Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel.Ist jemand zusammengebrochen und liegt am Boden, spricht der Helfer den Patienten als Erstes laut an: „Hörst du/Hören Sie mich?“ Reagiert die Person weder darauf noch auf ein leichtes Schütteln an der Schulter, sollte der Ersthelfer auf die Atmung des Bewusstlosen hören. Ist die Atmung unregelmäßig oder schnappt der Betroffene nach Luft, könnte das auf einen Herzstillstand hindeuten, erklärt Prof. Peter Sefrin. Er ist Facharzt für Anästhesiologie und Leitender Notarzt in Würzburg. Als Nächstes sollte man per Telefon über die Nummer 112 den Rettungsdienst holen. „Wichtig ist eine möglichst präzise Beschreibung des Notfalls, damit bei Bedarf zusätzlich zum Rettungswagen auch ein Notarzt losgeschickt wird“, betont Enke. Dieses Telefonat muss nicht der Helfer führen, er kann es auch an eine andere Person delegieren.

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Nach einem Unfall legen Helfer den Betroffenen in die stabile Seitenlage, überprüfen die Atmung und beginnen gegebenenfalls mit einer Herzdruckmassage. 
Foto: Frank Schemmann/ Johanniter

Der Ersthelfer selbst beginnt so schnell wie möglich mit einer Herzdruckmassage. „Mit jeder Minute ohne Herzdruckmassage sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um 10 Prozent“, sagt Sefrin. Als Erstes wird der Betroffene dafür auf den Rücken gelegt. Anschließend öffnet man die Kleidung über dem Brustkorb. Auf die Mitte der Brust legt der Helfer den Ballen seiner Hand, darauf wird der Ballen der anderen Hand platziert. Der Helfer verschränkt seine Finger, hält die Arme gerade und schiebt seine Schultern senkrecht über den Druckpunkt. Das Brustbein wird dann fünf bis sechs Zentimeter so heftig wie möglich nach unten gedrückt – und zwar 100- bis 120-mal pro Minute. Dabei kann es helfen, leise den Song „Stayin Alive“ von den Bee Gees zu singen und sich an dem Rhythmus zu orientieren. Das Lied hat nämlich etwa 100 Beats pro Minute. Die Herzdruckmassage sollte ununterbrochen fortgesetzt werden, bis der Rettungsdienst eingetroffen ist und hilft, – auch wenn bis dahin einige Zeit vergeht.

Zusätzlich zur Herzdruckmassage ist eigentlich auch eine Mund-zu-Mund-Beatmung sinnvoll. „Das sollte man aber nur machen, wenn man trainiert ist und imstande ist zu beatmen“, sagt Enke. Das Wichtigste ist die Herzdruckmassage.

Auch bei Verdacht auf einen Herzinfarkt kommt es auf schnelle Erste Hilfe an. Hinweise auf einen Herzinfarkt sind starke Schmerzen hinter dem Brustbein, Engegefühl im Brustkorb, Atemnot und Übelkeit. In diesem Fall ruft man am besten zuerst die 112 an, sagt Enke. Atmet der Betroffene nicht normal, beginnt der Helfer mit einer Herzdruckmassage. Ist der Patient bei Bewusstsein, sollte er von einengender Kleidung befreit und mit etwas erhöhtem Oberkörper platziert werden.

Grundsätzlich muss ein Ersthelfer darauf achten, dass die Person nicht friert – und ihn oder sie im Zweifelsfall zudecken. Auch beruhigende und tröstende Worte können helfen, betont Enke: „Psychischer Beistand ist nicht zu unterschätzen.“

Helfer müssen auch an eigene Sicherheit denken

Auch wenn ein Mensch stark blutet, ist das ein Notfall. Lässt sich die Blutung nicht stillen, sollte man über die Nummer 112 Hilfe holen. Blutet jemand stark aus der Nase, beugt der Betroffene den Kopf am besten leicht vornüber und drückt mit Daumen und Zeigefinger die Nasenflügel zusammen. Der Ersthelfer legt dem Patienten derweil einen kalten Umschlag in den Nacken. „Bei Blutungen an Kopf, Rumpf, Armen und Beinen sollte der Helfer im Idealfall einen Druckverband aus der Hausapotheke oder aus dem Pkw-Verbandkasten anlegen“, sagt Sefrin, der auch Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ist.

Wer als Verkehrsteilnehmer auf der Autobahn vor sich einen Unfall sieht, sollte nicht in Panik geraten. „Bevor man hilft, gilt es in erster Linie, an die eigene Sicherheit zu denken“, erklärt Gräsner, der Mitglied im Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) ist. Das heißt: Auto an den Seitenstreifen stellen, Warnblinkanlage einschalten, Warnweste anziehen, Warndreieck etwa 200 Meter hinter dem eigenen Auto aufstellen, die Unfallstelle absichern, Polizei (110) sowie Rettungsdienst (112) anrufen. Zeugen eines Unfalls sind allerdings auch verpflichtet, Erste Hilfe zu leisten. „Jeder sollte seine Kenntnisse deshalb regelmäßig auffrischen – am besten alle zwei, spätestens aber alle fünf Jahre“, erklärt Sefrin.

Das Gesundheitszentrum villavitale wächst weiter

Ricardo Savia hat mit der RS Selbstverteidigung ein Institut für Selbstbehauptung und Selbstverteidigung eröffnet

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Ricardo Savia verfügt über viel Erfahrung. Sein Ziel ist es, die Selbstsicherheit der Teilnehmer zu stärken, damit sie in möglichen Konflikt- und Gefahrensituationen selbstbewusst aufgestellt sind.

Selbstverteidigung ist kein Kampfsport und bedeutet auch nicht, Gewalt mit Gewalt zu beantworten. „Selbstverteidigung steht für selbstsicheres Verhalten, ein klares ‚Nein‘ und das Bewusstsein, im Notfall eine körperliche Auseinandersetzung einzugehen“, sagt Ricardo Savia. Der 44-Jährige bietet im Gesundheitszentrum villavitale regelmäßig Selbstverteidigungskurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an.

In seine Kurse bringt Savia mehr als 20 Jahre Erfahrung in Selbstverteidigungstechniken ein. Er war über viele Jahre als Personenschützer für Musiker, Schauspieler und Politiker tätig. Seit 1982 betreibt Savia Kampfsport und unterrichtet verschiedene Kampfsportarten. Die Selbstverteidigungskurse für Kinder und Jugendliche finden bereits in Schulen statt und sind von der Grundschule bis zum zwölften Jahrgang an Gymnasien stark gefragt.

Aber auch Sicherheitsunternehmen lassen ihr Personal für den Ernstfall bei dem Profi aus und fortbilden. Ebenso verlässt sich die Polizei auf seine Kompetenz und lässt ihre Ausbilder der Polizeieinheiten von Savia schulen. „Sie lernen hier neue Techniken, um bereits vorhandenes Wissen zu erweitern und zu vertiefen“, sagt der Trainer.

Einen besonderen Fokus legt Savia jedoch auf das Thema „Selbstverteidigung für Frauen“ – ein Punkt, der in der heutigen Zeit immer wichtiger wird. „Ich kann den Kursteilnehmerinnen nicht versprechen, dass sie anschließend keine Angst mehr vor Übergriffen haben müssen, aber sie werden besser vorbereitet sein und können dadurch Schlimmeres abwenden“, betont er.

Neue Kurse in modernen Räumen

In der villavitale hat Savia sein Kursangebot aufgrund der starken Nachfrage nochmals erheblich aufgestockt. Seit Anfang November finden die Schulungen deshalb in den Räumen über dem Gesundheitszentrum in der neu eröffneten RS Selbstverteidigung statt.

„Es ist wichtig, nicht erst dann über die Teilnahme an einem Selbstverteidigungskurs nachzudenken, nachdem man sich einmal hilflos in einer Gefahrensituation befunden hat“, sagt Savia. Stattdessen sei es sinnvoll, sich bereits im Vorfeld ein Rüstzeug gegen Übergriffe zu schaffen und an Sicherheit zu gewinnen.

Die Bezeichnung Selbstverteidigung deutet es bereits an: Diese Form der Kampfkunst ist eine anspruchsvolle und effektive Art, das Recht auf körperliche Unversehrtheit zu wahren. Savia mischt hier verschiedene Kampfsportarten, weil er der Meinung ist, dass gerade die Kombination das optimale Ergebnis bringt. „Dieses anspruchsvolle System verlangt den Trainierenden körperliche und geistige Fähigkeiten ab“, betont der Profi. Die Selbstverteidigung selbst fördert durch komplexe Bewegungsabläufe das Gleichgewichtsgefühl und die koordinativen Fähigkeiten.

Diese völlig neuen Bewegungsmuster machen in der Gruppe viel Spaß und bringen gleichzeitig einen positiven Aspekt mit sich: Die Trainierenden lernen nicht nur, sich bei Angriffen zu verteidigen, sondern durch die Gruppenarbeit auch respektvollen Umgang miteinander. Sie testen durch verschiedene Abläufe die eigenen Grenzen und die des Gegenübers aus, um diese kennenzulernen und zu akzeptieren.

Im Laufe der Zeit entwickeln sie dadurch ein gestärktes Selbstbewusstsein, ein Selbstwertgefühl und ein positives Körperbewusstsein – ein ganz entscheidender Punkt, denn er befähigt die Trainierenden, ihre Ängste zu kontrollieren und in kritischen Situationen einen klaren Kopf zu bewahren.

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Bei Erster Hilfe kommt es auf jede Minute an